Zusammenfassend läßt sich sagen: Im 19 Jahrhundert wurden Schulvereine gegründet, um den "Armen" die Scham zu nehmen und ihre Kinder zur Schule zu schicken und um ihnen ein warmes Mittagessen zu ermöglichen oder Schuhe zu erhalten. In unser heutigen Zeit sind ehrenwerte und das Kindeswohl wohlwollend fördernde Maßnahmen lediglich Lippenbekenntnisse und Augenwischerei. Daher distanziert sich diese Seite/der Schulverein Sandesneben ausdrücklich von den fragwürdigen Gebahren am "Schulverein am Schulzentrum Sandesneben e.V." VR279
Vereinsgeschichte am Beispiel des Hamburger Schulvereins von 1875 e.V.
Seit 1875 im Dienste der Hamburger Schuljugend als der »Wohlthätige Schulverein zu Hamburg«, dessen Rechtsnachfolger der »Hamburger Schulverein« ist, seine Arbeit für die Hamburger Schuljugend im Jahre 1875 aufnahm, hatte die Stadt gut 300.000 Einwohner, die hauptsächlich innerhalb der Wälle und in den Vorstädten St. Georg und St. Pauli lebten.
Am 11. November 1870 hatten Senat und Bürgerschaft die allgemeine Schulpflicht und die »Allgemeine Volksschule« aus der Taufe gehoben. Grundstock dieser neuen Schulform waren die bestehenden 16 Armenschulen. Daneben gab es mehr als 200 Privatschulen unterschiedlichster Qualität, in die zahlungsfähige Eltern ihre Kinder schicken konnten.
»Graue Jacken und Holzpantoffeln« drohten das äußere Bild der Allgemeinen Volksschule zu prägen. Das führte zu einer zunehmenden Zurückhaltung weiter Bevölkerungskreise. Dem entgegenzuwirken war die Triebfeder, einen Verein zu gründen, der den »Armen« und besonders den so genannten »verschämten Armen« helfen sollte, von dem »HolzpantoffelImage« wegzukommen.
Vom »Wohlthätigen Schulverein zu Hamburg« zum »Hamburger Schulverein von 1875« 1875 »Der Wohlthätige Schulverein hat den Zweck, der Volksschule in Hamburg dadurch zu dienen, dass er bedürftige Schüler und Schülerinnen derselben in leibliche Pflege und Aufsicht nimmt.« So ist der Zweck des Vereins in den Statuten von 1875 beschrieben.
Die Gründer, das waren Kaufleute, Juristen, Bankiers, Ärzte, Pastoren und Pädagogen, wollten ihr Ziel durch Beschaffung von Fußzeug und Kleidung, Bereitstellung gesunder Nahrung, durch Anleitung der im Hause unbetreuten Kinder bei den Hausaufgaben und in den Freistunden (Horte) sowie durch Erziehungshilfen in Form von Umsetzung in andere Familien oder in geeignete Heime bei erziehungsunfähigen oder -unwilligen Elternhäusern verwirklichen.
Schon ein Jahr später - 1876 - wurde der Aufgabenkatalog durch »Landaufenthalte oder Badekuren für erholungsbedürftige Kinder« ausgeweitet.
Die Durchführung der Maßnahmen oblag den vier innerstädtischen Bezirksvereinen und den Vorstadtvereinen in St. Georg und St. Pauli. Für die praktische Arbeit suchte man vornehmlich »arbeitslustige, opferfreudige und mildherzige Frauen und Jungfrauen, weil diese zugleich mit Wohlwollen, Verständnis und Erfahrung tröstend, helfend und sittlich fördernd in den Familien wirken könnten«.
Der Verein, der auf die tätige Mithilfe seiner Mitglieder und auf die Spendenbereitschaft weiter Bevölkerungskreise setzte, kam trotz eines einfallsreichen Benefizprogramms - an staatliche finanzielle Hilfe dachte damals kein Mensch - schnell an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit.
So erwiesen sich die Leistung von Erziehungshilfen und die Betreuung von Kindern in Horten als so schwierig und kostenträchtig, dass sie schon nach wenigen Jahren wieder eingestellt werden mussten. Die Aufgabe "Erziehungshilfe" wurde nie wieder aufgegriffen, die Betreuung von Kindern in Horten entwickelte sich erst ab 1992 zu einer wichtigen Aufgabe des Vereins.
Dafür wurden die übrigen Vorhaben in der Erholungs- und Ernährungsfürsorge und in der Versorgung mit Kleidung und Schuhen über Jahrzehnte mit beachtlichem Erfolg in die Tat umgesetzt.
Daß die Mitglieder der Bezirksvereine den Bedarf an Schuhzeug und Bekleidung durch Kleidersammlungen, durch Neuanfertigung in privaten Nähstuben und durch Anpassen von Schuhen durch dafür ausgewählte Schuhmachermeister (der Verein zahlte 1880 für ein Paar Schuhe 3,90 M) weitestgehend decken konnten, daß einer zunehmenden Zahl von Kindern an »Freitischen«, in »Kindervolksküchen«, in »Kinderspeisestätten« und in den Einrichtungen der »Volkskaffeehallen« erstmals in ihrem Leben regelmäßig ein warmes Mittagessen gereicht werden konnte und dass jährlich eine schnell ansteigende Zahl von Kindern in den Ferienwochen von der Landbevölkerung rund um Hamburg in Familienpflege genommen werden konnte, ist neben der Arbeits- und Spendenbereitschaft der Mitglieder, den Aktivitäten der Vorstände auch dem erfolgreichen Zusammenwirken mit dem Schulwesen und der Allgemeinen Armenanstalt zu danken.
Trotz dieser positiven Entwicklung stellt der Zentralvorstand im Jahresbericht für 1883 fest: »Leider hält die regelmäßige Entwicklung und Ausbreitung des Vereins nicht gleichen Schritt mit dem rapiden Wachsen unseres Volksschulwesens.«
Tatsächlich verdreifachte sich die Bevölkerungszahl seit Gründung des Vereins bis zur Jahrhundertwende, verlagerten sich die Wohnsitze mehr und mehr in die Vororte und Vorstädte (seit 1894 Stadtteile), wurden im gleichen Zeitraum 119 neue Volksschulen gebaut und weitere Gemeinde- und Kirchenschulen von der Stadt übernommen, so daß im Jahre 1900 in 150 Allgemeinen Volksschulen 84.000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden konnten.
Der Verein folgte dieser Entwicklung und gründete in den neuen Stadtteilen elf weitere Bezirksvereine, denen in erster Linie die Pflege der Partnerschaft mit den Schulen und mit diesen zusammen die Auswahl der zu betreuenden bedürftigen Kinder oblag. Auch die Versorgung der Kinder mit Schuhen und Bekleidung blieb bis 1914 alleinige Aufgabe der Bezirksvereine.
Für die organisatorische Vorbereitung, die praktische Durchführung und die Beschaffung der nötigen Mittel der Maßnahmen im Rahmen der Erholungs- und der Ernährungsfürsorge hatte sich der Verein in der Zwischenzeit zwei leistungsfähige Gremien geschaffen: 1880 die »Ferien-Commission«, die unter diesem Namen - auch als die Maßnahmen den Ferienrahmen längst gesprengt hatten - bis 1937 für alle Fragen der Erholungsfürsorge zuständig war, 1884 die »Speisungs-Commission«. Auch diese Commission, die sich neben organisatorischen Aufgaben in besonderem Maße der Qualitätsüberwachung verpflichtet fühlte, bestand bis 1937.
1900 Als der Verein sein fünfundzwanzigjähriges Jubiläum feierte, konnte er auf 25.000 Kinder verweisen, die sich in diesem Zeitraum in ländlicher Familienpflege erholt hatten. Es waren fast 2.000.000 Mahlzeiten an schlecht ernährte Kinder ausgegeben worden und 95.000 Kinder hatten Kleidung und Schuhzeug empfangen, so dass die Oberschulbehörde schon 1892 den Schulbesuch barfuß oder in Holzpantoffeln verbieten konnte. So wird auch verständlich, daß Bürgermeister Hachmann in seiner Festansprache zum 25jährigen Jubiläum des Vereins am 27.4. 1900 ausführte: »Das neue Schulgesetz war ein Segen, aber ohne das Eingreifen des Vereins wären viele Schüler dieser Segnung nicht
teilhaftig geworden; durch den Verein erst ist das Gesetz zum Segen für die Jugend geworden.«
Dabei standen dem Verein die größten Herausforderungen noch bevor; die erste kam 1914 mit dem Ersten Weltkrieg und seinen Folgen.
1914 In einer Sitzung hatte die Bürgerschaft den Verein 1914 als Vertrauensperson des hamburgisches Staates« bezeichnet. Folgerichtig betraute sie ihn bei Beginn des Krieges mit allen »kriegsfürsorgerischen Aufgaben in der Speisungs-, Bekleidungs- und Erholungsfürsorge für Hamburgs Schuljugend«.
Nachdem 1914 als dritte Fachgruppe eine Bekleidungs-Kommission gebildet wurde, war der Verein für diese Aufgaben organisatorisch bestens gerüstet. Finanzielle Probleme konnten schnell gelöst werden, weil die Stadt großzügig mit Zuschüssen und Sachhilfen einsprang. In der Erholungsfürsorge war an die Stelle der »Familienpflege« die »Betreuung in Kolonien« getreten, seit 1910 sogar in vereinseigenen Häusern. In den vorübergehend bis zu 12 Heimen wurden gleichzeitig von 1914 bis 1933 rund 58.000 Kinder betreut. Im Krieg waren es etwa 2.250 Kinder jährlich, in den unmittelbaren Nachkriegsjahren 4.700. Die Zahl verminderte sich bis 1930 auf etwa 3.200 Kinder jährlich und sank bis 1933 auf 1.800 ab. Die Anforderungen in der Ernährungsfürsorge stiegen explosionsartig. Sie konnten nur durch das engste Zusammenwirken mit den Schulen und der Finanzdeputation befriedigt werden.
Dieses erfolgreiche Zusammenwirken von privater Initiative, privatem Sachverstand und ehrenamtlicher Einsatzbereitschaft mit staatlichem Gestaltungswillen, dem Verwaltungsapparat und den Ressourcen der öffentlichen Hand sollte beispielhaft werden für die künftige Problembewältigung im sozialen Bereich der Schule. Durch Inanspruchnahme von Schulküchen und die Mithilfe der Hauswirtschaftslehrerinnen und -schülerinnen verfügte der Verein sehr schnell über 200 Kochstellen. Durch die Möglichkeit, das Essen unter Aufsicht der Lehrerinnen und Lehrer in den Schulen verteilen zu lassen, konnten vom September 1914 bis zum März 1919 mehr als 18.500.000 Portionen warmes Mittagessen zubereitet und an etwa 14.000 Kinder täglich ausgegeben werden. Darüber hinaus versorgten die Bezirksvereine die Kinder in ihren Stadtteilen mit weit über 1.000.000 Portionen Frühstück.
Als in den ersten Nachkriegsjahren amerikanische Hilfsorganisationen Geld und Lebensmittel für die Versorgung unterernährter Kinder zur Verfügung stellten, wurde der Schulverein mit der Durchführung dieser sogenannten »Quäkerspeisung« betraut. Erst nach Beendigung der Inflation 1923 wurde es möglich, die »Schulspeisung« durch die Einrichtung von 8 vereinseigenen Großküchen und entsprechenden Verteilerstellen neu zu ordnen und daraus bis 1933 zwischen 1.353.900 (1927/28) und 2.877.300 (1932/33) Portionen Mittagessen jährlich auszugeben.
Auch die junge Bekleidungs-Kommission konnte 1920 eine beachtliche Bilanz ihrer mit staatlicher Hilfe geleisteten Arbeit vorlegen. Der Schwerpunkt lag bei der Versorgung der Schuljugend mit 262.110 Paar Schuhen. Außerdem wurden laufend Schuhreparaturen ermöglicht und finanziert. Nach diesem Höhepunkt der Arbeit ging diese Aufgabe 1921 an das neu gegründete Staatliche Wohlfahrtsamt über. Lediglich von 1945 bis 1948 war der Verein noch einmal an der Verteilung von Schuhen und Bezugsscheinen beteiligt.
1933 Die »Machtergreifung« 1933 brachte für den Verein tiefe Einschnitte in seine Organisationsstruktur. Nach der anfänglichen Absicht der »Machthaber« sollte der Verein aufgelöst und alle seine Aufgaben staatlichen und parteilichen Stellen übertragen werden. In zähen Verhandlungen gelang es, ihn zu erhalten. Der Preis dafür war hoch, denn die zur »Gleichschaltung« geforderte Neufassung der Satzung musste die Vereinsstruktur nach dem »Führerprinzip« neu ordnen.
Alleiniger Leiter des Vereins wurde der Vorsitzende, der Vorstand hatte nur noch beratende Funktion, die Fachkommissionen und die Bezirksvereine wurden aufgelöst und alle Kompetenzen auf einen Geschäftsführer übertragen, der seine auf Weisung des Vorsitzenden geleistete Arbeit gegenüber den staatlichen Stellen und der nationalsozialistischen Volksfürsorge, einer Organisation der NSDAP, zu verantworten hatte. Da dieser Geschäftsführer in Personalunion Leiter der neu eingerichteten Dienststelle Schulfürsorge der Schulbehörde wurde, war aus der gewünschten Zusammenarbeit mit dem Staat eine Umklammerung durch ihn geworden, aus der sich der Verein erst Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges lösen konnte.
Am beschämendsten war die Bestimmung, daß nur noch Mitbürger »arischer Abstammung« Mitglied des Vereins sein durften, weil damit alle diejenigen Jüdinnen und Juden diskriminiert wurden, die bei der Gründung des Vereins mitgewirkt und als aktive ehrenamtliche Mitarbeiter und Geldgeber seine Arbeit mitgetragen hatten. Aus dieser Zeit stammt auch die Umbenennung des »Wohlthätigen Schulverein« in »Hamburger Schulverein«. Durch diese Veränderungen, insbesondere durch die zentralisierte Aufgabenwahrnehmung, den unmittelbar möglichen Zugriff staatlicher Stellen und der Partei und eine veränderte Art der Finanzierung wandelte sich der Charakter der fürsorgerischen Tätigkeit des Vereins als Maßnahme privater Wohltätigkeit in den einer (fast) staatlichen Fürsorgeeinrichtung.
1939 Als mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 der Schulverein vor der größten Herausforderung seit seinem Bestehen stand, war er wieder bereit und in der Lage, ihr zu begegnen.
Es ging jetzt nicht nur darum, Kinder mit Frühstück und Mittagessen zu versorgen, denn mit zunehmender Belastung der Zivilbevölkerung durch Bombenangriffe und Vertreibung mußten auch viele Erwachsene betreut werden. »In den kritischen Katastrophentagen und unmittelbar hinterher mußten bis zu über 10.000 Obdachlose, Feuerwehrleute usw. täglich verpflegt werden; ungerechnet die vielen, die einen "Schlag Essen" bekamen, ohne gezählt zu werden.« Solche Leistungen wurden auch noch erbracht, als nach den flächendeckenden Bombenangriffen 1943 sieben Küchenfrauen ihr Leben verloren hatten und 132 von ihnen ausgebombt wurden, als in diesen Tagen von sieben Großküchen zwei total zerstört wurden und von 139 Speisestellen 45 in Schutt und Asche fielen und in fast allen Einrichtungen des Vereins Bomben- und Brandschäden entstanden. Trotz dieser ungünstigen Bedingungen konnten von April 1939 bis April 1945 mindestens 15.200.000 Portionen Essen zubereitet und ausgegeben werden.
Die Heime waren wegen ihrer Lage besser dran. Zwar wurden einige von ihnen für kriegsbedingte Zwecke beschlagnahmt, doch zwei bis drei konnten regelmäßig etwa 2.500 Kinder jährlich zur Erholung aufnehmen.
Als am 8. Mai 1945 das »Dritte Reich« zusammenbrach, endete auch die Arbeit des Schulvereins mit einer Hinterlassenschaft von zertrümmerten, beschädigten und verwohnten Gebäuden, verwirtschaftetem Material, undurchsichtiger Finanzlage und völlig ausgelaugten und hoffnungslosen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
1945 Es waren die Politiker der ersten Stunde, die die Arbeit des Vereins wieder ankurbelten. Sie handelten dabei aus der Erkenntnis, daß die herrschende Not und die drohende Kinderhungersnot »mit dem unvermeidlich schwerfälligen Staatsapparat nicht zu bekämpfen« sein würden, »wie es der Schulverein tun konnte.«
Schon ab September 1945 konnte den Schulkindern auf den drei Feldern der Arbeit des Vereins wieder geholfen werden. Unterstützt durch eine hilfsbereite Lehrerschaft und Lebensmittellieferungen aus britischen und amerikanischen Militärbeständen wurden in 22 Großküchen jährlich mehrere Millionen Portionen Mittagessen zubereitet. Auch die Versorgung mit Schuhen und Bekleidung wurde bis 1948 wieder aufgenommen.
Obgleich bei Kriegsende alle Kinderheime von Flüchtlingen überschwemmt wurden, konnten noch 1945 drei von ihnen wieder für die Erholungsfürsorge genutzt werden. Schon 1946 standen in der Heide und an der Ostsee wieder alle fünf Heime für Hamburgs Schuljugend bereit. Sie nahmen bis Ende der Fünfzigerjahre jährlich 6.000 bis 7.000 Kinder für einen vierwöchigen Erholungsurlaub auf.
Dabei waren alle Gebäude und Einrichtungen des Vereins in einem kaum vorstellbar schlechten Zustand. Das kann nicht verwundern, wenn man bedenkt, daß bei Kriegsende 1945 in Hamburg 277.330 Wohnungen (49,2%) in Trümmern lagen, 171.450 (30,3%) von ihnen Bombenschäden aufwiesen und im gleichen Umfang auch die öffentlichen Gebäude und die Einrichtungen des Vereins betroffen waren. Für eine umfassende Instandsetzung der Gebäude und eine Modernisierung der Einrichtungen fehlten bis zur Währungsreform 1948 die geeigneten Materialien und danach die Gelder. Erst gegen Ende der Fünfzigerjahre konnte mit solchen Arbeiten begonnen werden.
Da sich der dreiköpfige, vom Staat ernannte, aber nicht gewählte Vorstand und alle im Verein tätigen Personen vordringlich den fürsorgerischen Aufgaben verpflichtet fühlten, wurden aus der Satzung 1947 zunächst nur die diskriminierenden Punkte wie Mitgliedschaft nur für Arier und Führerprinzip entfernt. Erst 1960 konnte sich der Verein aus der staatlichen Umklammerung lösen und brachte seine Satzung und die Vereinsstruktur wieder in Einklang mit der inzwischen vollzogenen gesellschaftlichen Entwicklung.
1960 Mit dem kräftigen Wirtschaftswachstum, dem wachsenden Wohlstand und der Verschiebung der Werteskala zu Gunsten materieller Dinge minderte sich in den Sechzigerjahren die Einsicht in die Notwendigkeit sozialer und gesundheitlicher Hilfen für Kinder. Der Verein bekam das durch rückläufige Teilnehmerzahlen bei der Schulspeisung und ein abnehmendes Interesse an den Heimaufenthalten zu spüren.
Diese rückläufige Entwicklung verstärkte sich in den Siebzigerjahren durch die Einsicht, daß dem Wirtschaftswachstum engere Grenzen erwuchsen, als bisher für möglich gehalten wurde. Das war mit einer Verarmung der öffentlichen Hand und dem Zwang zu Sparmaßnahmen verbunden, die auch den Schulverein nicht verschonten. Die immer wieder erforderlichen Einschränkungen führten zu Beginn der Achtzigerjahre zur Aufgabe der Schulspeisung und zur Festsetzung einer Obergrenze bei den Erholungskuren für Kinder durch die zuständige Behörde.
Seit 1990 Erst in den Neunzigerjahren setzte sich die Einsicht durch, daß wegen der vielen berufstätigen alleinerziehenden Mütter und Väter oder der Berufstätigkeit beider Elternteile viel mehr Kinder einer Betreuung bedürfen, als bisher angenommen wurde.
So hatte der Verein, getreu seiner seit 1875 in den Satzungen festgeschriebenen Aufgabe, »selbstlos und unmittelbar der wohltätigen und gemeinnützigen Fürsorge für Schüler und Schülerinnen vornehmlich der Hamburger Schulen zu dienen«, neben der ihm verbliebenen einzigen Aufgabe im Rahmen der vorbeugenden Gesundheitshilfe zwei weitere Aufgaben mit Erfolg übernommen: Seit 1992 betreute und versorgt er Kinder im »Hort in der Schule«, eine Aufgabe, an der seine Gründungsväter 1878 noch gescheitert waren. Darüber hinaus betrieb der Verein von 1998 - 2003 »Pädagogische Mittagstische« und war damit - wie auch in der Hortarbeit - zu einer seiner Grundaufgaben zurückgekehrt, der Versorgung von Schulkindern mit einer warmen Mittagsmahlzeit.
Mit der Einführung des Kita-Gutschein-Systems in Hamburg wurden die pädagogischen Mittagstische in Horte gewandelt und gleichzeitig erstmals die Betreuung von 3-6 jährigen Kindern in Vorbereitung auf die Schule angeboten. Die Kindertagesbetreuung ist heute die größte Abteilung des Hamburger Schulvereins.